Kreisgruppe Stormarn

Geologie. Eingriffe. Pflegemaßnahmen.

Oder: Wie der Glinder BUND zum Biotop kam ...

Geologische Grundlagen
Wie alle Flächen nördlich des Elbe-Urstromtals zwischen Lauenburg und Hamburg, so ist auch die Landschaft in und um Glinde im Pleistozän von den Gletschern während der Eiszeit und deren Schmelzwassern geformt worden.
Die ursprünglich hier vorhandenen Grundmoränen sind später zu Hügeln von geringer Höhe und Talmulden mit geringer Tiefe ausgeformt worden. An der Stelle, wo heute das Biotop liegt, hatte sich ein Hügel aus Sand und Kies und größeren Steinen gebildet, der im Laufe der Zeit mit einer Humusschicht bedeckt wurde und eine Vegetation trug, die aus Gehölzen und Magerrasen mit den dafür typischen Pflanzengesellschaften bestand.

Eingriffe durch den Menschen und die Folgen
Das Grundstück, auf dem der Sand- und Kieshügel lag, gehörte Carl Gruschka, der es nach der Ausbeutung von Sand und Kies der Stadt Glinde 1976 vermachte. Neben weiteren Sandentnahmen wurden parallel dazu Verfüllungen mit Bodenaushub und Bauschutt vorgenommen. Zunächst nur im nordöstlichen Bereich des Biotops. Die Planung der Stadt Glinde sah ursprünglich vor, das Gebiet des Biotops in den "Frederici-Park" einzubeziehen, eine Fläche am Mühlenteich, die mit Büschen und Bäumen bepflanzt den Namen des ehemaligen Glinder Bürgermeisters erhielt.

Das Wasserwerk in Glinde fördert Trinkwasser aus 11 Brunnen, unter anderem für die Stadt Hamburg, so dass das Gebiet zur Trinkwasserschutzzone erklärt wurde. Dadurch war eine weitere Auffüllung der Kiesgrube mit Fremdmaterialien nicht mehr möglich. Der Plan, das Gebiet in den "Frederici-Park" einzubeziehen, wurde fallen gelassen. Die Stadt Glinde als Eigentümerin war nun gezwungen, da die Fläche bis dahin für jedermann frei zugänglich war, Sicherungsmaßnahmen zu schaffen, um Unfälle zu verhindern. Das führte dazu, dass die Fläche von 5,3 ha eingezäunt wurde. Es gibt nur einen einzigen Zugang zum Biotop.
Aus Gründen des Naturschutzes bot die Stadt 1986 dem BUND das Gelände zur Pacht an. Ein Pachtvertrag kam mit Wirkung vom 1. Januar 1987 zwischen der Stadt Glinde und dem BUND für Umwelt und Naturschutz in Deutschland, Landesverband Schleswig-Holstein zustande. Der symbolische Pachtzins betrug damals eine DM.

Pflege durch die BUND-Ortsgruppe Glinde
Seit diesem Zeitpunkt pflegt eine kleine Gruppe von Aktiven des BUND der Ortsgruppe Glinde das Biotop.
Die Pflegemaßnahmen bestehen im Wesentlichen darin, gangbare Wege entlang der Teiche und zu den Nistkästen zu unterhalten, an den steilen Hängen Treppen einzubauen, Wiesen von Verbuschung frei zu halten und zu starke Verschattung durch gezieltes Fällen von Bäumen, überwiegend Salweiden, zu verhindern.

Boden. Bewuchs. Fauna.

Größe und Geländeformen
Das Biotop hat eine Größe von 5,3 ha, es umfasst Hänge mit Höhenunterschieden von ca. 12 m, ebene Flächen, sowohl mit Baumbestand als auch Wiesen und Teiche. 

Bodenbeschaffenheit, Bodenarten
Es gibt ebene Flächen, teils bewachsen, teils frei von Baumbewuchs. Es gibt ziemlich steile Hänge, ebenfalls bewachsen. Durch das tiefe Ausbeuten von Sand und Kies sind zwei Teiche entstanden, die Grundwasserberührung haben. Nach starken Regenfällen haben die beiden Teiche eine Verbindung und vermutlich hat der nordöstlich gelegene, kleinere Teich bei hohem Wasserstand auch einen Zufluss vom Mühlenteich, der nicht weit entfernt ist. Das Wasser fließt also, nicht sichtbar, vom Mühlenteich in den nordöstlichen, kleineren Teich und dann von dort in den westlichen größeren Teich.

An nur wenigen Stellen ist nach Beseitigung der Vegetation noch der ursprüngliche Boden glazialen Ursprungs zu erkennen. Es gibt Erdwälle aus reinem Humus, den man hier von den Hängen des Kies- und Sandberges geschoben hat, um an die Materialien zu gelangen. An anderen Stellen steht Bodenaushub an und leider immer noch Bauschutt, der mit Plastikresten, Verpackungsmaterial für Baustoffe, vermengt ist. Von einer einheitlichen Bodenart im Biotop kann also keine Rede sein, das hat aber der Vielfalt der Vegetation nicht geschadet.

Die Gewässer und ihre Probleme
Es wäre wünschenswert, einen Vegetationsgürtel mit Wasserpflanzen in den Uferzonen der Teiche zu haben. Diese Vegetation bildet sich leider nicht wegen der häufigen starken Schwankungen der Wasserstände. Diese Schwankungen werden nicht nur durch Regenfälle und ihr Ausbleiben und die dadurch bedingten Änderungen in den Grundwasserständen bewirkt, sondern auch durch die starken Grundwasserentnahmen aus den Brunnen in Glinde als Trinkwasser durch die Wasserwerke in Hamburg, die das Glinder Wasserwerk betreiben.

Bewuchs
Wegen der vorhandenen Feuchtigkeit gibt es Erlenbestände, auf den vorhandenen Trockenflächen wachsen Salweiden und ursprünglich waren die Flächen des Biotops mit den üblichen Pionierpflanzen bewachsen: Klatschmohn, Wilde Möhre, Huflattich, Hirtentäschel, Königskerze u. a. An Gehölzen wachsen heute dort Bergahorn, Bruch-Weide, Eberesche, Eingriffliger Weißdorn, Feldahorn, Gemeine Robinie, Salweide, Schwarzerle, Zitterpappel u. a.

Fauna im Wasser
Wir haben auf den Teichen seit einigen Jahren ortsfeste Wasservögel. Neben den üblichen Stockenten gibt es auch Reiherenten, die in diesem Jahr zum ersten Mal gebrütet haben und neun Küken großgezogen haben. Einmal haben Graugänse auf einer Halbinsel, die in den großen Teich hineinragt, gebrütet. Im vergangenen Jahr sind sie leider nicht wiedergekommen zum Brüten. Im Frühjahr kommen aber regelmäßig kleine Gruppen von Graugänsen, die auf dem Teich schwimmen. Seit einigen Jahren sind auch Zwergtaucher und Rothalstaucher ständige Bewohner des Teichs. Die Rothalstaucher haben in diesem Jahr das erste Mal gebrütet und Küken groß gezogen.

Im Wasser, besonders des größeren Teichs, schwimmen Karpfen von beträchtlicher Größe. Der Bestand an kleineren Fischen im Teich ist bisher nicht untersucht worden. Im Frühling haben wir regelmäßig verschiedenartige Lurche, die im Teich, insbesondere am Nordufer, laichen.

Fauna an Land
An den Höhleneingängen können wir erkennen, dass Füchse im Biotop leben. Es gibt eine Reihe von Vogelarten, die im Biotop leben und brüten. Die ca. 30 Vogelkästen, die vom BUND aufgehängt wurden, werden von uns in jedem Jahr vor Beginn der neuen Brutsaison auf ihre Belegung in der vorangegangenen Saison hin untersucht. Manchmal treffen wir auch auf Mäuse, ihre Nester und die Nester von Siebenschläfern, die die Nistkästen im Winter als Wohnhöhlen und Schlafplätze nutzen. An den Schlafplätzen in der Vegetation können wir erkennen, dass auch Rehe im Biotop leben, manchmal können wir sie auch sehen, wenn sie durchs Unterholz flüchten.
Regelmäßig besuchen Graureiher die Teiche und streichen ab, wenn die Biotoppfleger am Ufer erscheinen.

Vor einigen Jahren sind wir einem Hinweis einer älteren Dame gefolgt, dass es auf dem Gelände des heutigen Biotops Uferschwalben gegeben hätte. Wir haben also einen schrägen Hang senkrecht angeschnitten in einer Höhe von ca. 3,50 m und einer Länge von 25 m und haben mit einem Erdbohrer ca. 1 m lange waagerechte Röhren mit einem Durchmesser von 0,1 m in den Mergel, der hier anstand, gebohrt in der Hoffnung, dass die Uferschwalben zurückkehren. Leider haben sie das nicht getan. Vermutlich ist die Anflugfläche zu den Röhren zu stark bewachsen, oder die freie Wasserfläche ist zu weit entfernt oder beides. Die Attraktivität für Uferschwalben ist wohl nicht groß genug.

Wir sind sicher, einmal einen Eisvogel im Überflug über den Teich gesehen zu haben, wir konnten aber nicht feststellen, dass er das Biotop bewohnt.

Glinde 2009 - von Ulrich Schinz und Jürgen Osterloh