Nachdem in den vergangenen Jahren die Zahlen der geretteten Amphibien kontinuierlich abnahmen, kam in diesem Frühjahr endlich die Wende.
Nach fast 60 Tagen neigt sich die Amphibienwanderung über die Möllner Landstraße in Reinbek zwischen Ohe und Büchsenschinken nun dem Ende entgegen. Wir schauen zurück auf Tage, an denen wir „Frühlingshoffen“ und „-bangen“ aus ganz anderer Sicht wahrgenommen haben. Wieviel Amphibien würden nach einem letztjährigen Tiefstand dieses Jahr die viel befahrene Straße auf ihrem Weg zu ihren Laichgründen überwinden wollen? Gibt es sie noch, hier bei uns? Diese urtümlichen Lebewesen, die von einer Jahrmillionen zurückliegenden Entwicklung des Lebens an Land selbst Zeugnis ablegen und an die Verbindung zum Element Wasser als Ursprung jedes Lebens wie mahnend erinnern?
Wir lösen gerne auf: nach einem Überraschungsauftakt mit 8 Tieren direkt am Tag nach dem Zaunaufbau (!) am 23.2.2023, dann nach zweieinhalbwöchigem Prüfen der Zaunfunktionen bei Schneefall, Frost und Wassereinbruch ohne Fund gab es endlich am 14.3. den fulminanten, erleichternden Amphibienwanderstartschuss, bei dem an einem einzigen Tag 45 Tiere (davon 41 Erdkröten) gefunden wurden. Die Rahmenbedingungen hatten sich deutlich von Winterintermezzo in Richtung Frühlingserwachen verändert und doch bleibt es nicht nur für uns ein Geheimnis, wie diese unnachahmlichen Tiere in dieser großen Anzahl so synchronisiert als Wanderungswelle agieren konnten. Während das Explosionsartige der Erdkrötenzahl nach einer Hochphase von 10 Tagen nun verebbte und nur mehr vereinzelt Tiere gefunden wurden, nahm die Wanderungsbewegung der Frösche (v. a. Moorfrösche) deutlich an Fahrt auf. Die Kammmolche begleiteten über die ganze Zeit zumeist als Einzelgänger die Trupps der Kröten und Frösche und auch ein paar Teichmolche früh im Jahr waren mit von der Partie. Unterbrochen wurde unsere Sammelleidenschaft dabei von weiteren Kälteeinbrüchen, die tapfer überbrückt werden mussten. Hier half manchem der kecke Fasanenruf oder das Spechtgetrommel am Morgen. Die Freudentänze (auch von Erwachsenen) beim Anblick der gefüllten Eimer muss man sich denken. Das Staunen über die Zartheit des Teichmolchs, über die Schönheit eines Krötenauges und die Urtümlichkeit des Kammmolches kann man tatsächlich erst verstehen, wenn man es selbst erfahren hat.
Insgesamt konnten 11 Amphibiensammlerinnen und –sammler 207 (!) Tieren beim Überqueren der Möllner Landstraße zwischen Ohe und Büchsenschinken helfen: 97 Erdkröten, 69 Moor- und Grasfrösche und 41 Kamm- und Teichmolche konnten ihren Weg zu ihren Kinderstuben auf der anderen Seite der Straße fortführen und hoffentlich dafür Sorge tragen, dass die einzigartige amphibische Lebensform weiterhin im Gedächtnis der Natur erhalten bleibt.
Es hat geklappt mit den Amphibien - zumindest beim Schritt über die Möllner Landstraße. Wie es weitergeht - langfristig, hier bei uns vor Ort - mit diesen faszinierenden Lebewesen, mit dem Zustand ihrer Lebensräume an Land und im Wasser wird in großem Maße davon abhängen, wie wir Menschen auf diese Tiere zu schauen bereit sind.
Wir bedanken uns sehr herzlich bei allen Mitstreitern für ihren Einsatz für die Natur.
Die Aufgeschlossenheit, Unverdrossenheit und tatkräftige Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer ist dabei nicht hoch genug einzuschätzen!! Wir danken der Stadt Reinbek für die Übernahme der Kosten für Auf- und Abbau des Amphibienschutzzaunes, für die Hilfe bei der Erteilung der verkehrsrechtlichen Genehmigung und dem Zaunbauer für die gute Zusammenarbeit. Wir sagen DANKE und sind gespannt wie es weitergeht im nächsten Frühjahr mit dem Amphibienschutz an der Möllner Landstraße.
Vielleicht bist ja auch Du dann mit von der Partie? Wir würden uns sehr freuen!